2. Mai 2011

Was Bremen braucht

Heute brachte "Weser Kurier" meine Meinung zum Thema "Was Bremen braucht", zumindest so lautete die Anfrage der Redaktion:

Die Stadt Bremen befindet sich in der Schuldenfalle. Es muss eine Lösung her, um die Stadt aus der Verschuldung zu bringen, und zwar nicht durch das langsame Sterben auf dem Wege der Kürzungen, sondern mit einem kraftvollen Zerschneiden des Gordischen Knotens.

Der Medienlandschaft bleibt im Interesse einer lebendigen Demokratie der Stadt zu wünschen, das Format einer Pro&Contra-Diskussion im - bisher alternativlosen - Weser-Kurier zu entdecken. Die bürgerliche Bloggerszene könnte sich auch mehr entwickeln, damit eine Gegenüberstellung von Meinungen nicht ausschließlich in Leserbriefen stattfindet.

In der Bremer Bildungspolitik sollte das Rad nicht immer neu erfunden werden: Jeder nächste Senator entdeckt Amerika, und zwar jedes Mal anderswo! Warum liegt die Schulqualität in Bayern viermal höher, Bildungsarmut in Baden-Württemberg zweimal niedriger? Kann man bei den Nachbarn vielleicht lernen?

Was die langfristige „Multikultipolitik“ anbetrifft (auch wenn sie von höchster Stelle für tot erklärt wurde), fehlt es an durchdachten Analysen und deren Umsetzung in der Gesellschaft durch kluge Vorbilder (von oben nach unten durch alle Etagen), die zeigen, wie man Menschen zusammenbringt. Die meisten Bremer leben gern bunt und tolerant. Wenn es aber ungemütlich wird, wenn ethnisch bedingt mentale und reale Konflikte entstehen, tut man immer überrascht, als habe es keine Warnzeichen gegeben. Ich wünschte uns, anstatt unseligen Anti-Sarrazin- oder Panikmacher-Debatten, anstatt der Verfeindungen beim Guttenberg-Skandal, anstatt der Hysterie des Atomkraftverzichts, kurzum anstatt allem, was das Gefühl „Wir gegen die Anderen“ fördert, – eine stringente Ausrichtung auf die Bildung des Wir-Gefühls im Sinne eines Respekts vor der Menschenwürde, die immer auf den Anderen und weniger auf sich selbst bedacht wird. Weniger gutmenschliche unverbindliche Floskeln, weniger Bevormundung der Immigranten und Gerede über migrantische Hintergründe, mehr Selbstverpflichtung der Arbeitgeber. Klare Grenzsetzung, aber auch klare Maßnahmen gegen Diskriminierung. Wer arbeiten will und kann, soll es auch tun können. Wer seine Steuern zahlt, darf zu Hause oder im Verein seine Kultur pflegen.

Wir brauchen Politiker, die sagen, was sie meinen. Die tun, was sie sagen. Die das Charisma der Überzeugung, Denkschärfe, Glaubwürdigkeit und eindeutige Position mitbringen. Wobei ich erwähnen möchte, dass sich gerade die Jüdische Gemeinde nicht klagen kann. Es gibt aber das Leben auch außerhalb des polizeilich streng bewachten Zauns, nicht wahr?

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